Mozart, Klavierkonzert KV 595
Sich zaubert rasch ein Thema her, nicht kompliziert, nur
ein paar Töne, minimal bewegt. Ein Kind, jahrtausendfach
gealtert, grüßt die Schönheit dieser Welt. Dann hebt aus
seinem Urgrund hell ein Staunen sacht zu singen an, voll
Unschuld tönt sein Grabgesang, und androgyn mischt seine
Stimme Freude, Schmerz und Leid, wie das so ungeschützt
nur unverletzt die Seele kann. Kommt sicher an. Die Welt
lauscht tief erschreckt, weint aufgestaut ihr ganzes Meer,
und wickelt sich ins Leichentuch. Das Kind singt sich zur
Sonne hoch, doch stürzt nicht ab. Ganz leicht sind seine
Flügel nur versengt. Das klingt so schön, als wär‘ dies Weh
seit je Bestandteil seines Spiels. Bevor es geht, verrät es noch,
wie man als Kind einst aufersteht. Vor dieser Schönheit des
Gesangs weicht jede Gottheit, bebend wie ein Greis, zurück
und schüttet alle Pläne aus, verschiebt das Weltgericht und
starrt. Und niemals ist die Welt, in keines Umlaufs Schwung,
gefallenen aus dem vorbestimmten Takt. Es krümmten sich
nur Raum und Zeit in ihrem Bogenlauf, den dieses Kind
in seinem Spieltrieb gleich erahnt. Noch ein paar Töne,
leicht getupft, und seine Finger schlafen ein. Es sang sein
Wiegenlied für uns, dies Kind, und noch hat seine kalte Hand
ergriffen nicht die Welt. Komm, lieber Mai, und mache.